François Servais wurde am 6. Juni 1807 in Halle (Belgien) geboren. Die Musik begeisterte ihn bereits schon in jungen Jahren. Er bekam Klarinetten – und Geigenunterricht und wechselte anschließend zum Cello. 1827 war er Schüler der École Royale de Musique in Brüssel bei Nicolas-Joseph Platel. Er beendete sein Studium 1829 mit einem ersten Preis. Er blieb für einige Jahren Assistent Platels. Zwischen 1829 und 1833 dirigierte er die Harmonie in Halle. In dieser Zeit war er Orchestermitglied der Koninklijke Muntschouwburg (Opernhaus) in Brüssel. Ende 1833 debütierte er in Paris. 1835 kam er nach London.

Servais trat regelmäßig in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland auf. Seine Konzertreisen brachten ihn regelmäßig nach Österreich, Polen, Russland und Ukraine. Er konzertierte ebenso in England, Dänemark, Norwegen, Schweden, Rumänien, der Türkei, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Estland, Litauen und Weißrussland. In seiner 35-jährigen Karriere gab Servais einige Tausend Auftritte. Er konzertierte vor vielen gekrönten Häuptern.

In Russland begegnete er Sophie Feygin, die er 1842 heiratete. Das Paar bekam sechs Kinder: Sophie, Franz, Joseph, Marie, Anna und Augusta. Franz und Joseph folgten den Spuren des Vaters. In 1848 wird Servais Professor am Brüsseler Konservatorium. Bis zu seinem Tod bildete er dort eine große Zahl Cellisten aus.

Servais spielte ein Stradivari-Cello von 1701. Sein Instrument steht jetzt im Smithsonian Museum in Washington. Kenner behaupten, es wäre das beste Cello weltweit.

François Servais starb in seiner Geburtstadt am 26. November 1866 im Alter von 59 Jahren.

Bedeutung

Servais wurde als eine der größten Cellisten seiner Zeit angesehen. Als Cellovirtuose lieferte er einen umfangreichen Beitrag zur Entwicklung der Cellotechnik, er erweiterte die technischen Möglichkeiten, er spielte stets mit einem Stachel, was sich schnell weiter durchsetzte. Sein zahlreiches Auftreten als Solist trug dazu bei, daß sich das Cello als Solointrument durchsetzte, und brachte die Belgische Celloschule auf die Karte Europas.

Auch als Komponist blieb er nicht ohne Bedeutung; er komponierte mehr als neunzig Werke. Bekannt wurden vor allem Souvenir de Spa und Six Caprices. Heutzutage erklingt seine Musik in der ganzen Welt. Eine Zahl von Kompositionen erschien auf mehr als sechzig Platten und Cds.

Servais genoß zu seinen Lebzeiten großer Anerkennung. Man nannte ihn den Paganini des Cellos. U.a. sollten Hektor Berlioz und Gioaccino Rossini diese Bezeichnung verwendet haben. Ihm wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, u. a. von König Leopold von Belgien, König Wilhelm II und III der Niederlanden, dem König von Dänenmark und dem Kaiser von Österreich.

Servais war Ehrenmitglied von verschiedenen Musikvereinigungen. Er bekam ein Monument in Halle und eine Büste im Königlichen Konservatorium in Brüssel.

(c) Peter François – 2016

Zeittafel

Jahr Ereignis
1807 Geburt François Servais in Halle (Belgien) (6. Juni)
1820 Geburt Sophie Feygin in St. Petersburg (Russland)
ca. 1825 Violinunterricht bei Corneille Vanderplancken, Geiger an der Brüsseler Oper
1827 Anfang Cellostudium mit Nicolas Platel an der Ecole Royale de Musique (Brüssel)
1829 Erster Preisträger Cello
1829-1833 Repetitor Celloklasse von Platel
Cellist im Orchester der Oper Brüssel
Dirigent der Harmonie Sinte-Cecilia Halle
1833-1834 Konzerte in Paris
1835-1866 Konzerte in Europa (mehr Infos auf die Seiten “Cellist”)
1842 Ehe mit Sophie Feygin in St. Petersburg (Juni). Das Paar hatte sechs Kinder
1848-1866 Cellolehrer am Konservatorium von Brüssel
1865 Ehe von Sophie Servais mit Cyprien Godebski in Halle (23. Januar)
1866 Konzertreise nach Polen und Russland mit Joseph Servais
Letzte Konzerte: Spa (B), Arras (F) und Baden-Baden (D)
† François Servais in Halle (26. November)